Eine überlebensgroße menschliche Figur schwebt in waagerechter Lage. Der Rücken ist gerade, die Arme sind vor der Brust gekreuzt. Als Ernst Barlach die Gesichtszüge des Schwebenden modellierte, hatte er Käthe Kollwitz im Sinn. Er selbst sagte: "Die Züge von Käthe Kollwitz sind mir da so hereingekommen. Hätte ich mir das vorgenommen, so wäre es mir nicht gelungen." Die Skulptur ist über Kopfhöhe im Seitenschiff angebracht. Ernst Barlach wollte, dass um den Engel ein Raum der Ruhe entsteht. Deshalb soll das einfallende Licht gedämpft sein und nicht blenden.
Der Schwebende wurde 1926/27 von Ernst Barlach (1870-1938) anlässlich der 700-Jahr-Feier des Doms zu Güstrow und zur Erinnerung an die Toten des gerade überstandenen Weltkrieges geschaffen. Als Mahnmal für die Opfer des Krieges war der Schwebende damals eine revolutionäre Neuerung. Andere Kriegsdenkmale dienten der Glorifizierung und der Heroisierung der Gestorbenen und sollten für weitere Generationen einen Anreiz geben. Deshalb wurden die Soldaten, so sie denn im Denkmal dargestellt waren, als Helden, als Heroen, als nackte, schöne Kämpfer dargestellt. All dies wollte Barlach nicht. Er hat mit der Engelsfigur ein Denkmal im wahrsten Sinne des Wortes geschaffen: ein Mahnmal, ein Mal zum Nachdenken über die Opfer und über das Leid des Krieges.
Dann aber kam die Zeit des Nationalsozialismus: Ernst Barlach war einer jener Künstler, die von der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“ betroffen waren: die meisten seiner Werke wurden ab 1937 von öffentlichen Plätzen und aus Museen entfernt. Er erhielt Ausstellungsverbot.
Auch in Güstrow bildete sich eine Front gegen diesen "entarteten" unheroischen Barlach-Engel im Dom. Es gab Unterschriftensammlungen, offizielle Eingaben und Auseinandersetzungen quer durch die Domgemeinde. 1937 wurde schließlich das Totenmal aus dem Dom in Güstrow entfernt und später für Kriegszwecke verschrottet.
Freunden von Barlach gelang es glücklicherweise, das Original-Werkmodell zu retten und einen Zweitguss herstellen zu lassen. Dieser überstand den Krieg versteckt beim Maler Hugo Körtinger in der Lüneburger Heide, der den Engel nach dem Krieg zum Kauf anbot. Viele Museen und Städte waren interessiert. Eine große Spendenaktion ermöglichte es jedoch, den Zweitguss des Schwebenden nach Köln zu holen - in die protestantische Antoniterkirche, wo es einen Aufstellungsort gab, der jenem im evangelischen Dom zu Güstrow, für den er gedacht war, sehr nahe kommt.
Seit 1952 hängt der Schwebende von Ernst Barlach in der Antoniterkirche. Die Grabplatte unter dem Schwebenden ist wie folgt beschriftet: "1914 – 1918, 1933 – 1945" und verweist damit nicht nur auf den Ersten Weltkrieg, sondern zusätzlich auf die Schreckensherrschaft der nationalsozialistischen Diktatur, in der auch von Beginn an Barlachs Werk verfemdet wurde. Ein vom Kölner Engel abgenommener weiterer Guss wurde 1953 der Domgemeinde in Güstrow als Geschenk der Evangelischen Gemeinde Köln übergeben.